Ja, einen schönen guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie alle recht
herzlich zu dem heutigen Vortrag und möchte Ihnen in den nächsten 45 Minuten einen Überblick geben
über eine sehr spannende Entwicklung, nämlich der Entwicklung neuer immuntherapeutischer Ansätze in
der Hämatologie-Onkologie. Die Immuntherapie gegen Krebs ist letztendlich schon eine längere
Geschichte. Ich werde Ihnen auch gleich ein bisschen was zur Historie sagen, aber hat in den letzten
zehn Jahren eine enorme Entwicklung genommen und ist heute eigentlich ein wichtiger Bestandteil bei
vielen bösartigen Erkrankungen, also ein Therapiebestandteil bei vielen Erkrankungen.
Ich selber beschäftige mich seit ja fast 30 Jahren jetzt mit diesem Thema und wir freuen uns natürlich
ganz besonders, dass jetzt diese Ansätze, die wir schon sehr lange wissenschaftlich verfolgen,
jetzt auch in der Klinik ihren Platz gefunden haben. Nun, bevor ich auf das Thema Immuntherapie
komme, möchte ich Ihnen zunächst in der Einleitung einen kleinen Überblick geben, wie sich Tumorzellen
von gesunden Zellen unterscheiden. Und die Kollegen Hennehern und Weinberg haben diese
sogenannten Hallmarks of Cancer, das heißt bestimmte Charakteristika, erworbene Charakteristika von
Tumorzellen immer wieder sehr schön zusammengefasst und Sie sehen hier einige Beispiele, wie sich
Tumorzellen von gesunden Zellen unterscheiden. Ich möchte kurz auf einen Bereich eingehen,
das ist die Angiogenese, also die Gefäßbildung. Hier weiß man, dass Tumoren eine unterschiedliche
Gefäßbildung haben als normale Organe und inzwischen sind auch eine ganze Reihe von Faktoren
identifiziert, die diese Gefäßbildung ausmachen. Und durch die Charakterisierung dieser Faktoren,
die in dem Fall für die Angiogenese verantwortlich sind von Tumoren, konnten neue Therapien
entwickelt werden. Als Beispiel sei hier ein Antikörper genannt namens Bevacizumab, der gegen
ein bestimmtes Hormon, nämlich VIGF, gerichtet ist, was ein ganz wesentlicher Treiber dieser
Gefäßbildung in Tumoren ist. Aber es gibt auch viele andere Ansätze, die hier dargestellt sind,
die ich Ihnen jetzt aber aus Zeitgründen nicht alle im Detail erwähnen möchte, die letztendlich
über die Definition von bestimmten Charakteristika von Tumorzellen in neue Therapien dann
resultierten. Nun Henne und Weinberg haben im Jahr 2011 diese Charakteristika noch einmal
überarbeitet und hier wurde auch erstmalig das Immunsystem genannt als ein ganz bestimmtes
Charakteristikum von Tumorzellen, nämlich, dass Tumorzellen in der Lage sind, das Immunsystem
zu unterdrücken. Und das ist letztendlich sozusagen die Grundlage gewesen, hier weiter zu
forschen, um herauszufinden, was tun diese Tumorzellen eigentlich gegen das Immunsystem,
um daraus auch Therapien zu entwickeln. Und darüber möchte ich heute in meinem Vortrag
sprechen. Nun das Konzept der Immunüberwachung gegen Tumore, sogenannte Cancer Immunus Surveillance,
ist gar nicht mehr so neu. Bereits im Jahr 1957 haben die Kollegen Louis Thomas und Sir
MacFarlane Burnett die Hypothese aufgestellt, dass es eine der Hauptaufgaben unseres Immunsystems ist,
maligneentartete Zellen zu erkennen und auch zu eliminieren. Dieses Konzept der Immunüberwachung
ist immer weiter bearbeitet und auch entwickelt worden und ich möchte Ihnen das auf diesem
Übersichtsbild hier kurz vorstellen. Grundsätzlich müssen Sie sich vorstellen oder wissen, dass wir
alle ständig, natürlich nicht jede Minute, aber immer wieder uns mit entarteten Zellen
in unserem Körper auseinandersetzen müssen. Glücklicherweise haben wir sehr effektive
Immunzellen, die in der Lage sind, diese maligneentarteten Zellen zu erkennen und sie zu
eliminieren. Das nennen wir gewissermaßen Immunüberwachung. Nun fragt man sich, wie überhaupt
ein Tumor entstehen kann, wenn unser Immunsystem so effektiv ist und diese entarteten Zellen
eliminieren kann. Das ist noch nicht so hundertprozentig klar, aber gewissermaßen leben wir in einem
gewissen Äquilibrium, dass das Immunsystem grundsätzlich arbeitet und es schafft, solche
entarteten Zellen zu eliminieren. Durch Mechanismen wie zum Beispiel genetischer Instabilität oder
auch bestimmte Immunselektion, das heißt, dass plötzlich eine bestimmte Situation entsteht im
Körper, wo das Immunsystem nicht richtig arbeitet, führt dann doch dazu, dass ein Tumor entstehen kann.
Wenn dann mal ein Tumor entstanden ist und sich ausbreitet im Körper, können diese Tumorzellen
eine ganze Vielzahl von Mechanismen entwickeln, um das Immunsystem quasi lahm zu legen. Das ist
hier auf der rechten Seite als Immunescape, also Immunflucht genannt. Diese Mechanismen sind
extrem variabel, sind sehr komplex und auch noch nicht alle erkannt. Nun die Frage ist, wenn, wie ich
Presenters
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:41:31 Min
Aufnahmedatum
2019-11-07
Hochgeladen am
2019-11-25 16:33:33
Sprache
de-DE